Kirche Neuhütten

Das Dorf Neuhütten mit seinem markanten Aussichtspunkt, dem „Steinknickle“, erstreckt sich auf der Hochfläche zwischen den Löwensteiner Bergen und dem Hinteren Mainhardter Wald.

1541 wurde Neuhütten zum ersten Mal urkundlich genannt. Worauf der Name „Newe Hütte“ schließen lässt, wurde der Ort am Ende des Mittelalters, ähnlich wie Neulautern und Finsterrot, als Glashüttensiedlung angelegt.

Die Landschaft und die Herrschaftsverhältnisse formten den Charakter der Menschen. Waldarbeit und Landwirtschaft waren nach dem Niedergang der Glashütten lange Zeit der Haupterwerb der Bevölkerung. Da dieser wegen des kärglichen Bodens zum Leben nicht reichte, blieb für viele nur der Weg in die Heimarbeit, das Hausierertum oder in die Auswanderung, um der Not zu entgehen. Die Armut wurde noch dadurch verschärft, dass Neuhütten Teil des „Burgfriedens“ war. Das Dorf stand bis ins 19. Jahrhundert in Zusammenhang mit der Burg und der Herrschaft von Maienfels und gehörte auch kirchlich zu Maienfels. Durch die hohen Fron- und Abgabelasten wurde die Bevölkerung immer mehr in die Verelendung getrieben. Dies führte schließlich im Zuge der Revolution 1848 in Neuhütten zu einem Volksaufstand gegen die Herrschaft des „Burgfriedens“, der als der heftigste bäuerliche Gewaltausbruch des Jahres1848 in Württemberg gilt.

Ohne Zweifel haben die Neuhüttener Unruhen die Königlich-Württembergische Regierung dazu veranlaßt, aktiv zu werden. Außerdem wollte man nicht tatenlos zusehen, wie im „Wald“ außerkirchliche religiöse Gruppen entstanden, deren Mitglieder nicht nur religiös, sondern eben auch politisch auf Distanz zum Württembergischen Königshaus gegangen waren. So wurden aus staatlicher Fürsorge neue Kirchen erbaut (sog. „Revolutionskirchen“) und neue Pfarreien gegründet, auch um die als unbotmäßig und rebellisch geltende Bevölkerung des Mainhardter Waldes zu disziplinieren. Schließlich waren die Pfarrer auf den König vereidigt und nicht (wie heute) auf das Evangelium von Jesus Christus. (Dies mag auch erklären, warum der Zulauf zur Täuferbewegung und später zur Methodistengemeinde nach der Errichtung des Pfarramtes keineswegs geringer wurde.)

So entstand 1851 durch Zusammenschluss von Neuhütten und Finsterrot, das vorher kirchlich zu Wüstenrot gehörte, eine neue Pfarrstelle. Die Frage des Pfarrsitzes (der erste Pfarrer saß in Finsterrot) und des Standorts der gemeinsamen Kirche war über Jahre hinweg umstritten. Die Entscheidung fiel schließlich zugunsten von Neuhütten, einmal, weil es das größere der beiden Dörfer war, und zum anderen wegen des „renommiert ungebärdigen Charakters“ seiner Bevölkerung, (so die älteste Pfarrbeschreibung Neuhüttens). Finsterrot hatte sich zuvor (1857) schon die Umwandlung seiner Schule in den „Betsaal“ und damit auch den eigenen Gottesdienst ertrotzt, indem es drohte, andernfalls die Zwangsehe mit Neuhütten wieder zu verlassen und zu Wüstenrot zurückzukehren.

Neuhütten hatte eine Kirche bitter nötig. Die Gemeinde war auf den viel zu kleinen Schulraum beschränkt, nachdem die Wirtin des Gasthauses „Sonne-Post“, weil man sich über die Benutzungsgebühr für den Tanzsaal der „Sonne“ nicht einigen konnte, die Bänke, den Altar und die gottesdienstlichen Geräte kurzerhand auf die Straße gestellt hatte, als der Vertrag zur Abhandlung der Gottesdienste in ihrem Gasthaus abgelaufen war.

1862-63 wurde die Kirche von Baurat Albert Barth aus Heilbronn durch den württembergischen Staat erbaut. (Auch heute noch ist die Kirche staatlich.) Die Einweihung fand am 22. November 1863 statt. Die Kirche wurde im damals beliebten neuromanischen Stil mit Chorapsis und Giebelaufsatz errichtet. Sie umfaßte ursprünglich 600 Sitzplätze. Bestimmend war der Gedanke, ein großes Gebäude für den Prediger und seine Gemeinde zu schaffen, das nüchtern, stabil und zweckmäßig war, ohne unnötige Schnörkel und Verzierungen. Die Lage der Kirche ist im rechten Winkel zur Dorfstraße, deshalb zeigt die Hauptachse Richtung Westen (und nicht nach Osten). Zusammen mit dem ebenfalls aus Sandsteinquadern erbauten Pfarrhaus (1864) bildet es ein eindrucksvolles Ensemble.

Das Innere der Kirche ist eine dreischiffige Halle mit flacher Holzdecke, die von vier Holzpfeilerpaaren getragen wird, in welche u-förmig Rück- und Seitenemporen eingespannt sind. Die einmanualige Orgel wurde 1864 von Johann Heinrich Schäfer aus Heilbronn erbaut und ist weitgehend original erhalten. 1973 wurde der kleine Glockenträger über dem Haupteingang wegen Baufälligkeit entfernt und durch einen schlichten Dachreiter (mit zwei Bronzeglocken) im Westen ersetzt. 1987/88 erfolgte dann eine Gesamtrenovierung durch Architekt Schilling aus Maienfels. Bis dahin war im Kirchenraum die Architektur aus der Erbauungszeit noch unverändert erhalten. Die gemachten Veränderungen betrafen vor allem den Altarbereich. Die dort befindliche Sakristei wurde an den Eingang verlegt und die Kanzel erniedrigt. Im Chor wurde das mittlere Chorfenster von Karola Schierle aus Kreuzle neu gestaltet. Ansonsten ist der Ursprungscharakter des Raumes weitgehend bewahrt worden.