Kirche Finsterrot

Der Filialort von Neuhütten liegt in der südöstlichen Ecke des Kirchenbezirks in einer landschaftlich reizvollen Gegend. Bekanntes Ausflugsziel ist der Finsterroter See, und für die kirchliche Jugendarbeit wird das 1967 erbaute, nach dem ehemaligen Weinsberger Dekan Christoph Duncker benannte Freizeitheim gerne und häufig genutzt.

Finsterrot wird zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem später in den Bauernkriegen bekannt gewordenen Wendel Hipler genannt. Nach einer Chronik errichtete er im Jahre 1510 ein Gut in einer Wüstung „an der vinstern Rodt“. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf das Entstehen von Finsterrot unter Wendel Hipler. Doch Finsterrot blieb nicht lange im Besitz dieses hohenlohischen Sekretärs und späteren Kanzlers der Bauern. Nach einem Streit zwischen Hipler und dem Glashüttenmeister Ulrich Greiner aus Stangenbach übernahm dieser 1522 die Ortsherrschaft. Greiner, dessen selbstherrliche und gewalttätige Wesensart zu weiteren Auseinandersetzungen führte und der den armen Leuten schwere Lasten aufbürdete, verkaufte schließlich 1559 Finsterrot an den Grafen von Hohenlohe.

Kirchlich gehörte Finsterrot bis 1567 zu Mainhardt. Danach wurde es bis ins Jahr 1851 durch das Pfarramt Wüstenrot versorgt. Die revolutionären Unruhen von 1848 brachten es mit sich, dass neue Pfarrstellen errichtet wurden, und so wurde Finsterrot zusammen mit Neuhütten 1851 zu einer neuen Pfarrei vereinigt. Der erste Pfarrer saß in Finsterrot. Es folgten erbitterte Streitigkeiten um die Priorität der beiden Gemeinden hinsichtlich des Pfarrsitzes und der Kirche. Durch Erlass des Kultusministeriums vom 11.11.1856 wurde schließlich die Verlegung des Pfarrsitzes nach Neuhütten angeordnet.

Die gemeinschaftliche Kirche für beide Gemeindeteile sollte ursprünglich auf Staatskosten in Finsterrot erbaut werden. Nachdem sich Neuhütten und Finsterrot in vielfachen Verhandlungen nicht einigen konnten, wurde beschlossen, die Kirche in Neuhütten zu bauen und das ehemalige Schul- und Rathaus in Finsterrot zu einem Betsaal für Finsterrot einzurichten. Dieser Umbau erfolgte auf Staatskosten. Die Einweihung war am 15.11.1857.

1957 wurde der Betsaal, der 100 Jahre als Finsterroter Kirche gedient hatte, mit erheblichem Kostenaufwand renoviert. Man erhoffte sich, dass der renovierte Bau noch vielen Generationen als Kirche dienen würde. Doch es kam anders. Durch die Renovierung war der Kirche zwar ein „neues Kleid“ verpasst worden, aber unter diesem Kleid befand sich nach wie vor ein Baukörper, der sehr morsch und brüchig war. Zu Weihnachten 1975 wurde der Betsaal vom staatlichen Hochbauamt wegen Einsturzgefahr geschlossen. Es folgten langwierige Ablösungsverhandlungen, die den Kirchengemeinderat in seiner Absicht bestärkten, eine neue Kirche in Finsterrot zu errichten. Mit dem Neubau nach Plänen von Architekt Schilling aus Maienfels begann man im Oktober 1980, nachdem zuvor noch einmal im alten Betsaal Gottesdienst gehalten und dieser dann abgerissen worden war. Das neue Kirchengebäude mit dem separaten, am Eingang befindlichen, hölzernen Glockenturm ist entsprechend der Waldgegend mit Schindeln bedeckt.

Es enthält einen Gottesdienstraum mit ca. 40 Sitzplätzen und einen Gruppenraum, der zum Gottesdienstraum hin geöffnet werden kann. So finden in dieser „guten Stube“ von Finsterrot nicht nur regelmäßige Sonntagsgottesdienste statt, sondern es haben auch verschiedene Gemeindegruppen darin Platz. Am 18. April 2002 wurde der gesamte Glockenturm mit den Glocken durch ein Feuer vollständig zerstört. Da dieser Brand durch einen technischen Defekt im Glockenstuhl verursacht wurde, übernahm die Brandversicherung die Kosten des Schadens. An Pfingstsonntag 2003 konnte die Gemeinde mit großer Dankbarkeit den nach den vorhanden Plänen 1:1 wiederhergestellten Turm und die neuen Glocken in einem Festgottesdienst einweihen.